Posted from Vieques, Vieques, Puerto Rico.
Morgens um 7 in der Mona-Passage. Erst ein kleiner Fleck auf dem Radar, dann etwas Kriegsschiffähnliches am Horizont. Als dann etwas kleines schwarzes hinten aus dem Boot fiel, war es klar, mal wieder der Coast Guard und zwar diesmal der Amerikanische (Puerto Rico gehört zu den USA). Mit sicherlich über 20 Knoten kommen die auf uns zugerast und stellen die obligatorische Frage “Permission to come on Board?”. Für alle Nichtsegler: Dies geschieht mitten auf See, egal bei welchem Wetter oder Wellen. Die nehmen einfach ihr übermotorisiertes Gummiboot fahren neben uns, auch wenn wir unter vollen Segeln sind, drücken ihr Boot gegen unseres und klettern rüber. Danach die üblichen Fragen: Woher, Wohin, Pässe, Registrierung…. Dann bedanken sie sich für die Kooperation. Welche Kooperation? Das ist ein kleiner Psychologietrick der Staatsmächte: Solange man dem Menschen vorgaukelt, dass er eine Wahlmöglichkeit hat, denkt er dass alles aus seinem freien Willen geschehen ist und er ist ruhig und zufrieden. Erinnert mich an Cuba, wo es z.B. zwei Sorten Bier gibt, die aus derselben Fabrik kommen, gleich schmecken und das gleiche kosten aber man kann frei wählen, wie die Dose aussieht, aus der man trinken will.
Naja, zurück nach Puerto Rico – dort segeln wir ca. 14 Std. später an der Küste entlang. Es ist fast komplett dunkel und plötzlich sehen wir wieder ein Schiff auf dem Radar, aber nicht in der Wirklichkeit. Es ist plötzlich so nahe vor uns, dass wir uns gezwungen sehen hart nach Steuerbord auszuweichen. Wir suchen die Umgebung mit unserem Suchscheinwerfer ab und leuchten den Jungs vom Zoll direkt ins Gesicht. Die befinden nämlich ca. 20m neben uns und sind erstmal blind. Hihi, selbst schuld! Wer ohne Licht unterwegs ist, weil es so viel mehr Spass macht Tourist zu erschrecken, muss damit rechnen. Nachdem wir ihnen erklärt haben, dass wir nur an der Küste entlang segeln und nicht einklarieren wollen, wünschen sie uns eine sichere Reise und machen sich noch darüber lustig, dass wir es wirklich in nur acht Tagen nach St. Martin schaffen wollen. Ob das ein Rennen sei? Ich lache und sage, dass wir Ninas Eltern abholen und dass ich sie bestimmt nicht heiraten darf wenn wir zu spät sind. Sie lachen und wünschen viel Glück.
Wieder zwei Tage später, diesmal mitten in der Nacht um 2 Uhr, Nina brüllt draussen irgendwas wovon ich wach werde. Wieder der US Coast Guard, die kennen uns doch schon. Nach vergeblicher Kommunikation in brüllender Form wollen sie an Board kommen. Diesmal bei über 15 Knoten Wind, fast 2 m Welle und mit einem viel zu grossen Boot. Sie fahren an uns dran, alles schwankt unregelmässig gegeneinander auf und ab aber der Coast Guard Mann versucht es trotzdem. Ein gezielter Schritt, ein Griff an die Reling und dann die nächste Welle. Bevor wir uns versahen hing der Gute mit seinen 120 kg aussen an unserem Boot an eben derselben Reling über die sein Kollege der Dominikanischen Republik erst vor ein paar Tagen gekotzt hatte. Die muss ganz schön was mitmachen dachte ich in dem Moment. Nach kurzem Überlegen beschloss ich, dass es besser für unsere Weiterfahrt sei ihm hoch zu helfen als ihm gezielt auf die haltenden Finger zu schnippen. Danach folgte die wohl sinnloseste Durchsuchung bisher. Er wollten die Sicherheit des Bootes überprüfen. Habt ihr sie noch alle? Es ist zwei Uhr mitten in der Nach und du bist gerade fast über Bord gegangen und von den drei mal 300 PS deines eigenen Bootes wie ein Frosch im Mixer zerfleischt worden und das alles um in unserer Bilge nach Wasser zu suchen. Er lies sich nicht davon abbringen und hat unter allen Bodenbrettern nach Wasser geschaut sowie sich von Nina erklären lassen warum Wasser aus unserer Antriebswelle kommt. Dann Papiere, wohin, woher… Danke für die Kooperation. Bitteschön fürs Arsch retten (Gedankenblase)! Und zum Abschluss noch ein halsbrecherisches von-Bord-geh-Manöver. Puh, nach so einer Aktion ist man erstmal wach!!!!!