Posted from Collectivity of Saint Martin, Saint Martin.
Nach einer knappen Woche Saba hatten wir genug vom unruhigen Ankerplatz und segelten zurück nach St. Martin. Der erste Stopp war Marigot, die Hauptstadt von Saint Martin, also dem französischen Teil der Insel. Saint Martin bzw. Sint Maarten wurde 1648 zwischen Frankreich und den Niederlanden aufgeteilt und der Vertrag zwischen den beiden Staaten gilt bis heute: Die zwei Teile der Insel stehen zwar unter der Hoheit verschiedener Ländern, die Bürger und Händler der beiden Länder sollten jedoch nicht durch Zölle, geschlossene Grenzen oder ähnliches bei geschäftlichen Transaktionen behindert werden. So eine Art Ur-EU also. Dieses Abkommen ist damit eines der am längsten bestehenden Abkommen auf der ganzen Welt. Der französische Teil der Insel gehört übrigens wirklich zur EU, so dass wir zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mit Euro bezahlen durften. In Marigot füllten wir nur kurz die Vorräte auf (es gibt dort eine Bäckerei mit richtigem Brot!!!) und segelten dann um die Ecke zur Happy Bay. Happy Bay hatte einen schönen Strand mit karibisch türkisem Wasser und leider am Abend eine französische Schlagerparty.
Schon am nächsten Tag ging es zum einzigen Naturreservat von St. Martin, wo es keine Schlagerpartys, “I love St. Martin”-T-Shirts oder überfütterten Kreuzfahrtschifftouris gibt. Ein wahres Paradies also. Das Paradies ist eine kleine Insel namens Tintamare und dort legten wir wieder an einer Boje direkt vor dem weißen Sandstrand an. Tagsüber sind fast alle 20 Bojen mit Daycharter-Booten belegt – nachmittags aber leert sich Tintamare langsam und zum Abend liegt man dann zusammen mit ein oder zwei anderen Booten vor der Insel in paradiesischer Ruhe.
Nächster (unfreiwilliger) Stopp auf unserer St. Martin Rundtour war Philipsburg. An der östlichen Küste von St. Martin gab es keine Marina, wo wir Wasser tanken durften – wenn man nicht gleichzeitig mehrere Tage eine überteuerte Marinagebühr zahlt, lohnt sich das Wasserauffüllen wohl nicht für die Marina. Naja, dafür ging es eben nach Philipsburgs an St. Martin’s Südküste. Philipsburg ist die Hauptstadt des Niederländischen Teils der Insel und bekannt als Kreuzfahrt-Mekka. Die Stadt verfügt über einen großen Hafen nur für Kreuzfahrtschiffe, so dass gleichzeitig bis zu sechs der Massentransporte anlegen können. Auf jedem Schiff reisen je nach Größe des Schiffs und Qualität der Ausstattung 2.000-5.000 Personen. Ich stelle mir das so vor, dass man seine Kreuzfahrt nach den Kriterien “Freilandhaltung” oder “Käfighaltung” auswählen kann, was sich in der maximalen Passagieranzahl und der vorhanden Fläche pro Gast in Quadratmetern widerspiegelt.
Definition Freilandhaltung: Freiland[-Passagiere] haben neben einer [Kabine] mit [Sesseln] und [Betten] tagsüber Auslauf im Freien. Dabei stehen jedem [Passagier] mindestens 4 qm Fläche zur Verfügung, wo er seine natürlichen Verhaltensweisen ungehindert ausleben kann.
Aber ich schweife ab…
Philipsburg ist perfekt auf diesen täglichen Touri-Einfall vorbereitet: Auf zwei Straßen, die parallel zum Strand verlaufen, drängen sich Läden, Restaurants und Cafés eng aneinander. Während die Touris tagsüber Auslauf haben, sind alle Konsumtempel voll besetzt. Wenn der Spuk dann gegen 17h vorbei ist und sich alle Kreuzfahrer zurück auf ihr jeweiliges Schiff begeben haben, passt sich das Angebot wieder der Nachfrage an und es haben ganze zwei Restaurants in Philipsburg geöffnet. Unser Landgang nach Philipsburg fand um 18h statt, so dass wir uns zunächst wunderten, ob überhaupt Restaurants geöffnet haben. Aber ein solider Burger lässt sich eigentlich überall finden, auch in Philipsburg nach Ladenschluss – und den fanden wir auch.
Am nächsten Tag schon machten wir uns auf um unsere Umrundung St. Martins in Marigot zu beenden. Bei Rückenwind hatten wir seit langem mal wieder die Gelegenheit „Schmetterling“ zu segeln. Das heißt das Großsegel auf der einen Seite und das Vorsegel mit Hilfe des Spinnakerbaums auf der anderen Seite „ausbaumen“ (siehe Foto oben).
Die letzten zwei Tage verbrachten wir mit Sightseeing in Marigot: Ein kleiner Spaziergang auf das alte Fort Louis bot eine schöne Aussicht auf die Bucht von Marigot und die Simpson Bay Lagoon. Die Lagune ist ein von Land vollständig umschlossenes flaches Stück Meer und ist die wohl beliebteste Ankerstelle auf St. Martin. Sogar unser kleines Bötchen konnten wir vom Fort aus erkennen:
Um alles Fotos von unserer St. Martin Rund-Tour anzuschauen bitte HIER klicken.